Umbau und energetische Modernisierung eines Wohnhauses aus den Fünfizigerjahren. Sanierung statt Abbruch und Neubau. Neue, zeitgemäße Räume entstehen durch den Abbruch von Wänden und Deckenteilen. Die Neugestaltung und die Reduktion des Energie- bedarfs ergänzen sich.

Obwohl das Haus von 1956 beim Kauf zum Abbruch vorgesehen war, konnte es erhalten und umgenutzt werden.
Nach dem Prinzip „Aussen kompakt und Innen komplex“, bedient sich die räumliche Neuge- staltung im Wesentlichen der Reduktion von Bau- und Gebäudeteilen. Der Abbruch eines Anbaus erhöht die Kompaktheit des Baukörpers und schafft einen nutzbaren Freibereich. Der partielle Abbruch von Innenwänden und Geschossdecken schafft offene Raumbereiche und eine vertikale Kontinuität des Raumes. Eine zusätzliche, interne Treppe bindet die Räume von Erdgeschoss und 1. Obergeschoss zu einer neuen und größeren Nutzungseinheit zusammen. Das Dachgeschoss kann separat genutzt werden und ermöglicht es, die Wohnfläche dem Bedarf anzupassen.

Der Altbau wird in seiner schlichten Gestalt erhalten, jedoch energetisch ertüchtigt. Die textile Fassadenbespannung verleiht dem Gebäude einen sehr eigenen architektonischen Ausdruck.
Der rückwärtige Anbau aus den Siebzigerjahren war baufällig und Asbest-belastet und wurde abgebrochen. Die ehemalige innenräumliche Verbindung zwischen Alt- und Anbau wurde leicht vergrößert und stellt nun eine von drei neuen Fensteröffnungen dar.

Die kontrollierte Abstufung der Nutzungsintimität der Räume ergänzt sich mit dem Lichteinfall zu verschiedenen Tageszeiten. Die räumliche Trennung zwischen Außen und Innen wird an ausgewählten Stellen aufgehoben. Durch drei große, präzise gesetzte Öffnungen in der Gebäudehülle werden die Innenräume gezielt in Bezug zum Außenraum gesetzt, Westlicht fällt abends tief in das Gebäude bis in den im Osten liegenden Wohnbereich. Die großen Fenster für die Gemeinschaftsbereiche kompensieren gleichzeitig den Tageslichtverlust durch die tieferen Leibungen und die Dreischeibenverglasung.
Gemeinsam mit dem Abbruch des Anbaus wurde die Kellerdecke im Wohnbereich entfernt und durch eine tiefer liegende, hochwärmegedämmte Holzbalkendecke ersetzt, so dass der Wohnbereich nicht nur eine größere Raumhöhe erhält, sondern auch ebenerdig in den Gartenbereich übergeht. Der Höhensprung zwischen Hochparterre und Geländeniveau wird in Innere des Gebäudes verlegt und als Sitzstufe genutzt. Analog dazu hebt auch auf der Straßenseite die Terrasse auf Hochparterreniveau die Trennung zwischen Außen und Innen auf.

Die wärmebrückenminimierte Fassadenkonstruktion aus Pfosten und Riegeln aus Konstruktionsvollholz (2 x 6/12 cm) ist mit einer zweilagigen Dämmung gefüllt und mit einer diffusionsoffenen Fassadenbahn abgedichtet. Der u-Wert der Außenwand ist damit auf 0,14 W/m2K reduziert.
Die textile Bekleidung ermöglicht einen äußerst kostengünstigen, bauphysikalisch robusten Fassadenaufbau. Dachrinnen, Fallrohre und Markisen sowie HLS und Elektroinstallation konnten wärmebrückenfrei in den Fassadenaufbau integriert werden.

Bauherr: privat
Architektur: Klingelhöfer Krötsch Architekten
Tragwerksplanung: IB Kaspar & Teuteberg
TGA-Planung: IB Nowak
Bauphysik: IB Schwinghammer
Fotografie: Simone Rosenberg

Fertigstellung: Mai 2012

Auszeichnungen:
Häuser-Award 2014, Auszeichnung;
Bayer. Wohnungsbaupreis 2013, Anerkennung;
Deutscher Bauherrenpreis 2013, engere Wahl;
Beispielhafte Bauten Bayern 2013;
Architektouren 2013; dena-Modellvorhaben Phase 4

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