Für die meisten Jugendlichen aus Mathare, dem zweitgrößten Slum in Kenias Hauptstatdt Nairobi, gibt es nach dem Schulabschluss keine Aussicht auf Arbeit oder Berufsausbildung. Die deutsche NGO „Promoting Afrika“ initiierte deshalb in Zusammenarbeit mit der kenianischen NGO „Youth Support Kenya“ den Bau einer Handwerksschule, die den Jugendlichen durch eine halbjährige Handwerksausbildung eine selbstständige Existenzgrundlage sichern soll.

Im Oktober 2010 begann eine Gruppe von 18 Architekturstudierenden der Technischen Universität München (TUM) am Fachgebiet Holzbau (Prof. Hermann Kaufmann) mit der Entwurfsplanung, die im Sommersemester 2011 in Abstimmung mit Kooperationspartnern von der Jomo-Kenyatta-University of Agriculture and Technology (JKUAT) als Werk- und Detailplanung ausgearbeitet wurde. Unter der Leitung von Susanne Gampfer und Stefan Krötsch errichtete die Studierendengruppe der TUM in Zusammenarbeit mit etwa 20 Construction management-Studierenden der JKUAT und etwa 20 lokalen Arbeitern im August und September 2011 den Rohbau. Im Februar und März 2012 vollendete eine etwa 30-köpfige Gruppe aus Architektur- und Bauingenieursstudierenden der TUM und der Hochschule Augsburg in Zusammenarbeit mit etwa 15 lokalen Arbeitern den ersten Bauabschnitt. Die Schule hat inzwischen erfolgreich mit der Ausbildung der Jugendlichen begonnen. Wenn sich der Betrieb verstetigt und sich die Schule als Institution etabliert, ist bereits in der Planung das zukünftige Wachstum um weitere zwei Bauabschnitte vorgesehen.

Der Entwurf des ersten Bauabschnitts besteht aus einer Komposition von vier Gebäuden, deren Stellung zueinander verschiedene Freibereiche für unterschiedliche Nutzungen ausbilden. Größe, Grad der Umfassung und Bezüge zu den Innenräumen bestimmen die Abstufung der Intimität. Über einen zweiseitig gefassten Eingangplatz, zu dem sich der Gemeinschaftsraum öffnet, gelangt man in einen allseitig von Gebäuden umgebenen, begrünten Innenhof, von dem aus jeweils die Wohnhöfe der Mädchen- und Bubenschlafräume und die Veranden der Lehrerzimmer erschlossen sind. Der Küche und den Waschräumen sind geschossene, intime Höfe zugeordnet, während sich das Werkstattgebäude über eine vollständig öffenbare Fassade in einen halbüberdachten Außenarbeitsbereich erweitern lässt.

Die Wände der Gebäude sind aus massivem, handbehauenem Natursteinmauerwerk in der lokalen Tradition errichtet. Die Dachflächen sind mit Trapezblech gedeckt. Für das Dachtragwerk wurden vorgefertigte Konstruktionen aus Bambus entwickelt, die in der Bauvorbereitung untersucht und sowohl in München als auch in Nairobi auf ihre Leistungsfähigkeit getestet wurden. Um den großen Qualitätsunterschieden des natürlichen Rohstoff Bambus gerecht zu werden und um ihn dennoch möglicht vollständig zu nutzen, sind bereits im Entwurf der Konstruktion Ausführungen mit unterschiedlichem Anspruch die Materialqualität vorgesehen.

Bauherr: Promoting Africa und Youth Support Kenya

Entwurfsbetreuung / Baudurchführung: FG Holzbau (Prof. Kaufmann) der TUM

Projektleitung: Susanne Gampfer, Stefan Krötsch

Assistenz Bauleitung: Matthias Kestel, Christoph Perl

Entwurf: Tom Horejschi, Felix Haberstumpf, Serafina Eipert, Max Langwieder, Ulrike Kiesel, Valentin Popp, Hannes Hofmann

Bauteam: siehe pdf-Projektbeschreibung

Fertigstellung: 2012

Fotografie: Matthias Kestel

Download Projektinformationen