Im Sommer 2016 bauten Architekturstudenten der TU Kaiserslautern zusammen mit Flüchtlingen ein Gemeinschaftshaus, das sie im Sommersemester selbst entworfen hatten, in der Landeserstaufnahmeeinrichtung Spinelli Barracks in Mannheim. Die Flüchtlinge, die sonst nach ihrer Ankunft in Deutschland zu einer langen Zeit der Passivität verurteilt sind, waren bereits in den Planungsprozess integriert und erhielten die Gelegenheit, sich einzubringen und ihr Umfeld aktiv mitzugestalten, denn die Umgebung bietet keine Räume mit Aufenthaltsqualität. Die Studierenden konnten ihre Fähigkeit einbringen, schöne Orte und qualitätvolle Architektur zu entwickeln. Im Gegensatz zu theoretischen Entwurfsaufgaben lernten sie, ihre Ideen mit konkreten Notwendigkeiten abzugleichen und ihre Planung in der Umsetzung zu reflektieren. In einem intensiven Sommersemester erarbeiteten die Studierenden Entwurf, Genehmigungs- und Ausführungsplanung, von August bis Oktober wohnten und arbeiteten sie zusammen mit den Flüchtlingen vor Ort.

Das Gebäude ist eine Holzkonstruktion und besteht aus einem offenen Gemeinschaftsraum mit dreiseitig gefasstem Hof, einem introvertierten Ruheraum mit Garten, einem Kiosk und einer Werkstatt. Um Kosten zu sparen und die vielen helfenden Hände sinnvoll einzusetzen, sind die umgesetzten Konstruktionen einfach und materialsparend, aber arbeitsintensiv. Sinnbildlich dafür stehen die Wände und Träger, die aus mehreren Lagen vertikal und diagonal angeordneter Latten zu einem hoch leistungsfähigen Tragwerk verschraubt sind und dem Gebäude seinen einzigartigen architektonischen Ausdruck verleihen. Das Geflecht der Gitterwände mit seinem Lichtspiel wird von den Flüchtlingen als Anleihe an orientalische Ornamente und als einladende Geste verstanden.

weitere Informationen: www.design-build.space

Bauherr: Regierungspräsidium Karlsruhe, Manfred Beuchert, vertreten durch Baukompetenzzentrum Stadt Mannheim, Tatjana Dürr

Architektur/Tragwerksplanung: Studentengruppe "Atelier U20" unter Leitung der Fachgebiete Tektonik im Holzbau (Jun.Prof. Stefan Krötsch), Tragwerk und Material (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Graf), Digitale Werkzeuge, Jun.Prof. Andreas Kretzer zusammen mit Graf Kretzer Krötsch Architekten und Ingenieure

Wissenschaftliche Mitarbeiter: Sebastian Rauch (Bauleitung), Christian Weisgerber

Studierende: Johannes Ackermann, Soheyl Aslani, Sandra Gressung, Sonja Hiegle, Annika Koch, Alina Kohl, Tobias Kohlstruck, Bei Liu, Konrad Peter, Viktor Poteschkin, Sascha Ritschel, Arved Sartorius, Manuel Scheib, Nicolas Treitz, Tobias Vogel, Lukas Weber, Lu Yuan, Ying Zhang

Freiwillige Helfer: Manneh Alassan, Barry Alieu, Momodou Bah, Lamin Bakare, Alhagie Darboe, Ousman Dema, Abubacarr Gagigo, Yankuba Gitteh, Amanuel Habtom, Fatti Ismael, Lucky Iyare, Adama Jallow, Dawda Jallow, Demba Jawo, Hamadi Runda Jawo, Haruna Jawo, Kebiru Danlad Momoh, Luke Okoeguale, Ifeanyi Okolie, Stanley Okoro, Emmanuel Onyemarin, Sanna Sacka, Sanyang Seiney, Dembo Tunkara, Bright Uwubuedere

Fotografie: Yannick Wegner, Mannheim

Projektbeginn: April 2016; Baubeginn: August 2016; Fertigstellung: November 2026

Primärenergiebedarf: vorher 426, nachher 37 kWh/m2a

Geometrie: Gebäude inclusive Höfe: 550 m2; Überdachte Fläche: 250 m2

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