Ein Holzbau für zwei Bewohner in einem alten Münchner Siedlungsgebiet ersetzt ein winziges Vorgängergebäude aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Zwei Nebengebäude und das Haupthaus sind so auf dem Grundstück angeordnet, dass trotz der Enge des Bebauung blickgeschützte, gut nutzbare Außenräume entstehen. Haupthaus und Garage bilden eine gestalterische Einheit, ein gemeinsames Vordach und die Holzverkleidung des Garagentores führen den Besucher zum Eingang des Hauses.
Vom Eingang aus öffnet sich der Blick in die Tiefe des Gebäudes in Richtung Wohnraum und Garten auf der Westseite des Hauses. Über zwei Geschosse hinweg erstreckt sich eine Sequenz unterschiedlich hoher, offener Gemeinschaftsbereiche und erschliesst eine Abfolge abgeschlossener Räume. Während die Erschliessung im Erdgeschoss von Ost nach West erfolgt, verläuft sie im Obergeschoss von Nord nach Süd. Die Bewegung durch das Haus endet schliesslich in einer Galerie im Obergeschoss, die zurück in den Wohnraum und durch ein großes Fenster in die benachbarten Baumkronen blickt.
Analog zur Erschliessung verhalten sich die Öffnungen des Hauses: Während die Räume im Erdgeschoss mit raumgroßen Fenstern zur Straße im Osten und zum Garten im Westen orientiert sind, richten sich die großen Öffnungen im Obergeschoss nach Norden und Süden. So werden Blickbeziehungen und Tageslicht sehr gezielt eingesetzt. Das große Südfenster im oberen Bereich des zweigeschossigen Wohnraums beispielsweise lässt das Tageslicht in die Tiefe des Hauses fallen, vermeidet aber eine allzu direkte Blickbeziehung zum Nachbargebäude.
Um die großen Fenster sturzfrei ausführen zu können, ist die Spannrichtung der Brettsperrholzdecke zwischen Erd- und Obergeschoss um 90° zu den Kastenelementen des Dachs verdreht. Die großen, deckenbündigen Fensteröffnungen ergeben sich systemimmanent und ohne konstruktiven Aufwand, indem dort keine Außenwandelemente vorhanden sein müssen. Die Fenster in die entgegengesetzten Richtungen artikulieren sich mit kräftigen Stürzen in den hochwärmegedämmten Tafelbauwänden. Sinnbildlich dafür ist der tiefe Holzrahmen der Fensterleibung in der Bibliothek, der als Sitznische gestaltet ist. Der Architekturentwurf spiegelt so die konstruktive Logik des Tragwerks wieder. Die Fassade aus dunkel lasierten Lärche-Dreischichtplatten bildet in ihrem Plattenraster Deckenstirn und Außenwände ab. Sie zeichnet damit die tektonische Logik der Öffnungen als Lochfenster bzw. als Zwischenräume geschlossener Wände nach.
Bauherr: Privat
Architektur: Braun Krötsch Architekten
Tragwerksplanung: IB Fels
Holzbau: Zimmerei Höfle
Fertigstellung 2017